Vertrauensvolle Führung
Wie Vertrauen zwischen Führungskräften und Mitarbeitern entsteht
Wie lässt sich eine vertrauensvolle Führung zwischen Führungskräften und Mitarbeitern im Unternehmen nachhaltig aufbauen, so dass Misstrauen und Demotivation keine Chance haben und Mitarbeiter sich mit dem Unternehmen und seinen Zielen identifizieren? In diesem Beitrag beschäftige ich mich mit dieser Thematik und versuche Handlungsempfehlungen für eine vertrauensvolle Führungsarbeit zu geben:
In der Praxis höre ich immer wieder, dass sich Mitarbeiter mehr Vertrauen von ihren Führungskräften wünschen. Doch wie funktioniert vertrauensvolle Führung im Unternehmen und was können Führungskräfte konkret tun, um das Vertrauen Ihrer Mitarbeiter zu gewinnen? Wenn wir über das Thema Vertrauen sprechen, gilt es, insbesondere auch die Kehrseite von Vertrauen – das Misstrauen – zu beleuchten. Denn Misstrauen im Unternehmen, beispielsweise zwischen Führungskräften und Mitarbeitern, ist eine sehr schwere Bürde für jegliche Form der Zusammenarbeit unter Menschen, insbesondere aufgrund der Tatsache, da sich Misstrauen oft wie ein gefährlicher Virus immer tiefer in ein Unternehmen hineinfressen kann.
Leadership-Experten Dr. Holger Schmitz und Erik Meijer in der Keynote YNWA
Eine umfassende Vertrauenskultur im Unternehmen
schafft viele Vorteile
In Unternehmen, in denen Misstrauen herrscht (und hier ist nicht das gesunde Misstrauen gemeint!), kann fast immer festgestellt werden, dass einerseits ein starker Kontrollaufwand sowie andererseits ein großer Absicherungsaufwand betrieben wird und eine offene Kommunikation kaum bis nur noch sehr eingeschränkt stattfindet. Typische Anzeichen sind Abwehrreflexe an allen Ecken und Enden sowie wenig Entscheidungsfreude, schriftliche Absicherungen (z.B. Aktennotizen), zeitraubende meetings oder auch „Koalitionen“ von Mitarbeitern.
Meistens wird alles kritisch beäugt, was von den Führungskräften beschlossen wird und im Zweifel werden immer und überall der „Heckenschütze im Gebüsch“ sowie schlechte Absichten vermutet. Dabei wird die Sachebene oftmals verlassen und machtpolitische Themen können viel Raum einnehmen, so dass langwierige, politische Entscheidungen das Unternehmen lähmen und ggfs. nur über schriftliche Vereinbarungen Konsens erzielt werden kann.
Hierdurch können enorme, nach innen gerichtete Transaktionskosten entstehen, die die operative Tatkraft des Unternehmens stark einschränken und die Wettbewerbsfähigkeit am Markt erheblich reduzieren können. Im Besonderen tritt diese Problematik zutage, wenn sich bei notwendigen Veränderungsprozessen eine Blockadehaltung im Unternehmen einstellt, die den Erfolg der Veränderung massiv gefährdet und die Kosten deutlich erhöht. Auch leidet die Mitarbeitermotivation in einem von Misstrauen geprägten Klima oft sehr stark, so dass der gefürchtete „Dienst nach Vorschrift“ zum Programm wird und Mitarbeiter in die innere Kündigung flüchten.
In Extremfällen kann sogar beobachtet werden, dass der eigentlich im Mittelpunkt stehende Kunde kaum bis gar nicht mehr im Unternehmen stattfindet, sondern mehr oder weniger die Beschäftigung mit sich selbst im Zentrum steht. Man könnte fast meinen, dass das Unternehmen sich noch monatelang mit sich selbst beschäftigen könnte, auch wenn der Markt draußen bereits gar nicht mehr existieren würde …! Nicht zuletzt entsteht in einem solchen Umfeld oftmals auch eine Kultur der Schuld- und Fehlerzuweisung, die das vorhandene Misstrauen weiter befeuert.
Offene Kommunikation als Schlüssel zum Erfolg
Im Gegensatz zu diesen Fehlentwicklungen profitieren Unternehmen, die über eine vertrauensvolle Führung sowie eine ausgeprägte Vertrauenskultur verfügen, von vielen Vorteilen:
Tagesgeschäftliche Dinge und Probleme werden schnell und unbürokratisch „zwischen Tür und Angel“ geregelt, da es den Beteiligten nicht um persönliche Animositäten, sondern um die Sache und das Ergebnis geht und niemand pauschal irgendwelche Fallstricke oder negativen Auswirkungen vermutet. Die Motivation unter den Mitarbeitern ist in einem von Vertrauen geprägten Unternehmensklima ungleich höher und setzt entsprechend positive, für das Unternehmen nutzbare Energien frei.
Die Mitarbeiter gehen in Unternehmen mit ausgeprägter Vertrauenskultur gerne zur Arbeit und pflegen eine offene Kommunikation zu ihren Führungskräften, die ihrerseits von Ideen und Vorschlägen der Mitarbeiter profitieren, um das Tagesgeschäft positiv weiter zu entwickeln. Auch gehen Mitarbeiter im Zweifel davon aus, dass es die Führungsebene „schon richten wird“, so dass die Mitarbeiter den Führungskräften vertrauensvoll folgen.
In einem solch positiven und von Vertrauen geprägtem Unternehmensklima lassen sich Erfolge als auch Veränderungen viel leichter erzielen, auch wenn diese beispielsweise nur unter hohen Anstrengungen oder sogar unter Einbußen aller Mitarbeiter zu erzielen sind. Letztlich werden auch Fehler leichter verziehen und unbequeme Maßnahmen besser akzeptiert.
Selbstverantwortliches Handeln als Erfolgsbasis
Um eine vertrauensvolle Führungskultur im Unternehmen aufzubauen, gilt es, keine Überwachungskultur im Unternehmen zu pflegen, sondern selbstverantwortliches Handeln zu ermöglichen, Handlungsspielräume einzuräumen sowie Mitarbeiter ihren persönlichen Beitrag zum Unternehmenserfolg spüren zu lassen.
Auch ist es wichtig, eine positive Fehlerkultur zu leben und eine offene und stetige Kommunikation zu betreiben, bei der „Wort und Tat“ in einer Einheit stehen. Darüber hinaus stellen der respektvolle Umgang mit den Mitarbeitern sowie eine glaubwürdige und authentische Führung, bei der Entscheidungen auf eine breite Basis gestellt werden, weitere wichtige Faktoren dar.
In einer derart geprägten Kultur bringen sich Mitarbeiter in der Regeln mit erheblich mehr Eigeninitiative und Engagement ein und sind selbst am positiven Fortkommen des Unternehmens interessiert. Gleichzeitig steigt die Identifikation mit dem Unternehmen sowie mit seinen Zielen und die Mitarbeiter leisten für gewöhnlich auch gerne mal Einsatz über das normale Maß hinaus! Doch nicht nur die Arbeitsleistung wird positiv beeinflusst. In einem von Vertrauen geprägten Umfeld wird die Zusammenarbeit im Unternehmen gestärkt, Kunden intensiver an das Unternehmen gebunden und TOP-Mitarbeiter können deutlich leichter im Unternehmen gehalten werden.
Um das Vertrauen im Unternehmen zu fördern, ist ein aufeinander zugehen von Führungskräften und Mitarbeitern in beide Richtung notwendig, denn selbstredend ist Vertrauensaufbau keine Einbahnstraße. Allerdings ist hier die Führungskraft initial gefordert, den ersten Schritt zu gehen, was leider vielen Führungskräften nicht leicht fällt (vgl. hierzu auch meinen blog „Das offene Tür-Paradoxon“).
Mit Mut zum gemeinsamen Dialog
Den ersten Schritt zum Aufbau eines vertrauensvollen Mitarbeiterverhältnisses zu gehen, erfordert von Führungskräften Mut und Überwindung, da die Reaktionen von Mitarbeitern im Vorfeld nicht immer vorhersehbar sind und sich die Führungskraft unter Umständen „angreifbar“ macht (beispielsweise durch Informationen, die der Führungskraft selbst schaden könnten). Nicht zuletzt vor diesem Hintergrund hat Vertrauen auch mit „sich trauen“ zu tun!
Zur Veranschaulichung sei hier das sogenannte Vertrauenskonto angeführt, das eine sehr gute Visualisierung zum Thema Vertrauen / Misstrauen bietet. Durch vertrauensbildende Maßnahmen (Einzahlungen) füllt sich der Kontostand, während sich der Kontostand durch misstrauensfördernde Aktionen (Auszahlungen) leert.
Das Ziel einer Führungskraft sollte dabei sein, ein möglichst volles Vertrauenskonto zu erzielen, da bei einem hohen Kontostand nicht nur ein hohes Vertrauensverhältnis zu den Mitarbeitern besteht, sondern der Führungskraft beispielsweise Fehler schneller verziehen werden.
Demgegenüber führt ein leeres Vertrauenskonto zu den oben bereits erwähnten Auswirkungen von Misstrauen sowie einem Unternehmensklima, in dem Fehler nicht verziehen werden und eine Absicherungsmentalität an der Tagesordnung ist. Das kann im Extremfall letztlich bis zu einem „Klima der Angst“ führen.
Generell gilt beim Vertrauensaufbau zu beachten: Der Aufbau eines hohen Kontostandes kann mitunter Monate und Jahre dauern, während das komplette Zurücksetzen des Vertrauenskontos auf null unter Umständen mit einer einzigen Aktion erfolgen kann!
Das zusammenfassende Fazit
Vertrauensaufbau ist eine mittel- bis langfristige Aufgabe, bei der Führungskräfte selber initiativ an die Sache herangehen müssen. Dabei spielen Randbedingungen wie Selbstverantwortung, Freiräume, Anerkennung, Respekt, Ehrlichkeit und Authentizität eine große Rolle, um ein möglichst gut gefülltes Vertrauenskonto zu erreichen und Misstrauen keine Chance zu geben.
Demgegenüber sollten Kontrollmechanismen so gering wie möglich ausgeprägt sein, da diese Selbstverantwortung und Freiräumen häufig entgegen stehen. Im Ergebnis können Führungskräfte durch eine Vertrauenskultur im Unternehmen von erheblich mehr Motivation und Leistung im Unternehmen profitieren und eine sich gegenseitig verstärkende und inspirierende Unternehmenskultur ernten, die letztlich auch den Gesamterfolg des Unternehmens positiv beeinflussen wird!
In diesem Sinne wünsche ich Dir viel Erfolg beim Vertrauensaufbau mit einem kräftigen YNWA!
Dr. Holger Schmitz
Vertrauensvolle Führung im Unternehmen
mit den Experten der business elf® – Managementberatung
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Nachhaltig. Erfolgreich. Führen.
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Fotoquelle bei der pco connect 2019: Bernd Seyme Photography