Führungskräfte und das offene Tür Paradoxon
„Meine Tür ist immer offen, aber es kommt ja keiner!“
Das offene Tür Paradoxon: „Meine Tür ist immer offen, aber es kommt ja keiner!“ – Diese oder vergleichbare Äußerungen von Führungskräften höre ich in meiner Beratungspraxis immer wieder, wenn wir Führungskräfte danach fragen, wie es mit den Rückmeldungen bzw. dem Feedback von Mitarbeitern aus dem Unternehmen aussieht.
Doch woran liegt es, wenn der Weg in das Büro der Führungskraft trotz „offener Tür“ von den Mitarbeitern nicht genutzt wird und somit die Distanz von der Führungskraft zu den Mitarbeitern zu groß ist?
Um diese Frage zu beantworten, sollte die Führungskraft zunächst ihre Perspektive sowie Ihre Denkweise wechseln. Denn die einfach nur offen stehende Tür der Führungskraft reicht oft nicht aus, um Mitarbeitern den Weg in das Büro einer Führungskraft zu ebnen.
Oder um es mit einem Beispiel aus dem Vertrieb zu verdeutlichen: Hast Du im Vertrieb schon mal erlebt, dass Deine Kunden von ganz alleine kommen?
Die offene Tür der Führungskraft
Kommunikation ist kein Selbstläufer
Durch die offene Tür geht nicht zuerst der Mitarbeiter, sondern dieser Weg führt genau in die umgekehrte Richtung. Durch die offene Tür sollte zunächst die Führungskraft selbst in das Unternehmen und zu den Mitarbeitern gehen, um feedback, Meinungen und Stimmungen aus dem Unternehmen und von den Mitarbeitern aufzunehmen.
Dabei sollte die Führungskraft den Mitarbeitern mit Respekt sowie auf Augenhöhe begegnen und echtes Interesse an den Belangen und Problemen der Mitarbeiter zeigen, um das notwendige Vertrauensverhältnis für eine offene Kommunikation zu erreichen.
Dr. Holger Schmitz im Video über Führungskommunikation und das Offene Tür Paradoxon
Offene Kommunikationskultur fördern
Mit der aktiv gelebten und selbst genutzten offenen Tür zeigen Führungskräfte ihren Mitarbeitern, dass Mitarbeiter keine Angst davor haben sollten, zur Führungskraft zu gehen, um beispielsweise neue Ideen oder auch Kritik vorzutragen. Dabei sollten die Ideen oder auch die Kritik von Mitarbeitern von der Führungskraft offen aufgenommen werden, denn prinzipiell kann fast alles immer noch besser gemacht werden.
Selbst nicht umsetzbare oder gescheiterte Ideen sollten zumindest eine verbale Anerkennung finden, so dass auch zukünftig ein positiver Impuls für neue Ideen im Unternehmen vorhanden ist. Denn erfahrene Führungskräfte wissen, dass erst sehr viele Ideen geboren werden müssen, um eine Idee mit sehr hohem Potenzial zu finden …!
Durch die Philosophie der selbst genutzten, offenen Tür demonstrieren Führungskräfte, dass es Ihnen mit dem feedback ihrer Mitarbeiter ernst ist und sie das feedback im Sinne der Unternehmensentwicklung proaktiv nutzen möchten. Dabei wird durch die selbst genutzte offene Tür eine Kommunikationskultur im Unternehmen gefördert, die die Identifikation der Mitarbeiter mit dem Unternehmen steigert, so dass hierdurch ein wesentlicher Erfolgsfaktor für ein Unternehmen entstehen kann.
Mitarbeiter feedback als Chance nutzen
Und falls Du nun denkst, dass Dir das feedback und die Präsenz Deiner Mitarbeiter eher lästig erscheint, da Du ja schon im Tagesgeschäft kaum Zeit für andere Dinge hast, so berücksichtige bitte, dass sich durch die aktive Nutzung Deiner offenen Tür viele Chancen für Dein Unternehmen und für Deine Arbeit eröffnen können, die Du als Führungskraft nicht ungenutzt lassen solltest:
- Ein kreatives Innovationsklima von dem das Unternehmen und Du selbst profitieren
- Ein vertrauensvolles Klima zu Deinen Mitarbeitern
- Förderung der Zusammenarbeit Deiner Mitarbeiter durch transparente Ziele und Strategien
- Kenntnis über Probleme im Unternehmen, um frühzeitig gegensteuern zu können
- Vielfältige Informationen über die aktuelle Stimmungslage im Unternehmen
Ein Beispiel aus der Praxis
wie ich es selbst erlebt habe
Während meiner Zeit als Geschäftsführer habe ich selber erleben dürfen, welche positiven Auswirkungen es hat, wenn die offene Tür aktiv genutzt wird. Meine Tür stand damals immer offen und das habe ich auch gegenüber den Mitarbeitern immer so kommuniziert. Die Tür wurde auch regelmäßig genutzt. Allerdings kam es nochmal zu einer erheblichen Steigerung durch einen ganz anderen Effekt, den ich hier kurz beschreiben möchte:
Damals war bei uns im Unternehmen eine Firmenband in Gründung. In diesem Zusammenhang kam unser Marketingleiter auf mich zu und sagte, dass er es super finden würde, wenn ich als langjähriger E-Gitarrist dort mitspielen würde. Obwohl von der Idee grundsätzlich überzeugt, wollte ich allerdings nicht mitspielen, da ich mich aufgrund all der anderen Dinge zeitlich nicht in der Lage sah, dieses Engagement zusätzlich auf mich zu nehmen.
Damit wollte sich unser Marketingleiter allerdings nicht zufrieden geben und er bliebt „weiter am Ball“. Mit anderen Worten: Er überredete mich damals dazu, in der Firmenband mitzuspielen. Und so kam es dann auch:
STARKE Kommunikation
mit Respekt, Wertschätzung und Augenhöhe
Wir traten das erste Mal im Rahmen einer Weihnachtsfeier auf. Und was soll ich sagen: es war herausragend! Wir spielten ein Set von etwa 70 Minuten und direkt im Anschluss standen die ersten Mitarbeiter bei mir: “ Super Holger, das war richtig cool, eine geile Aktion!“ Oder ein Anderer begeistert: „Holger, warst Du letztes Jahr auch in Wacken? Da müssen wir dieses Jahr zusammen hin!“ – Letztlich endete der erste Auftritt mit vielen Gesprächen an der Theke bis tief in die Nacht hinein. Gespräche, die in dieser Form sonst wohl nicht entstanden wären …
Was war die Folge von all dem? Durch dieses Engagement entstand eine ganz neue Beziehung zu sehr vielen Mitarbeitern. Anscheinend wurde ich als Mitglied der Geschäftsführung jetzt sehr viel nahbarer von „unserer Mannschaft“ wahrgenommen als zuvor. Irgendwie entstand durch mein Engagement in der Firmenband gegenseitig vielmehr Augenhöhe, Respekt, Wertschätzung und Nähe!
Und das mündete darin, dass in all den Jahren danach die Kommunikation mit den Mitarbeitern sehr viel intensiver wurde (und zwar in beide Richtungen). Wir profitierten ab diesem Zeitpunkt wechselseitig davon, dass die Kommunikationskanäle und damit auch die offene Tür noch sehr viel besser funktionierten und wir Informationen austauschten, die sonst wohl nie in dieser Form zur Verfügung gestanden hätten. Daraus haben wir gemeinsam einen großen Mehrwert gezogen und ich bin bis heute sehr froh, diesen Schritt damals gegangen zu sein!
Die Kommunikation in der Unternehmenskrise
Insbesondere in Krisensituationen gewinnt die offene Kommunikation erheblich an Bedeutung, da der Informationsbedarf der Mitarbeiter in solchen Phasen deutlich ansteigt. Und genau diese Situation wird von vielen Führungskräften oft falsch eingeschätzt, so dass in Krisensituationen die Informationen durch Führungskräfte oft noch mehr zurück gehalten werden. Diese Haltung resultiert aus der falschen Annahme, dass Mitarbeiter in Krisensituationen durch eine offene Kommunikation eher verunsichert würden.
Doch genau das Gegenteil ist oftmals der Fall. Die Mitarbeiter spüren meistens sehr genau, in welcher Situation ein Unternehmen sich befindet, so dass gerade die nicht vorhandene offene Kommunikation die kontraproduktive Gerüchteküche stark anheizt. Auf diese Weise kann sich ein Teufelskreis aus Informationsdefiziten und Vertrauensverlust entwickeln, der sich zunächst in sinkender Motivation ausdrückt und bis zum kompletten Verlust der Glaubwürdigkeit führen kann.
Deshalb solltest Du kein Geheimnis aus negativen Botschaften machen, die nicht unbedingt vertraulich oder geheim gehalten werden müssen. Denn gerade wenn negative Informationen klar von der Führungskraft ausgesprochen werden, gewinnen Mitarbeiter – so paradox es auch klingen mag – Vertrauen in ihre Führungskraft.
Die Perspektive wechseln
und die offene Tür aktiv leben
Als Führungskraft solltest Du hinsichtlich des offenen Tür Paradoxons die Perspektive wechseln! Wenn Du als Führungskraft die offene Tür selber aktiv lebst, ist eine wesentliche Voraussetzung erfüllt, Mitarbeiter dahingehend zu motivieren, eigeninitiativ durch die offene Tür zu Dir als Führungskraft zu gehen.
Dann kannst Du als Führungskräfte das offene Tür Paradoxon auflösen, so dass die Tür nicht einfach nur offen steht, sondern die Mitarbeiter diese Möglichkeit auch aktiv nutzen. Denn die Mitarbeiter werden mit der Zeit das Vertrauen entwickeln, dass sie sich mit ihren Belangen und Problemen vertrauensvoll an Dich als Führungskraft wenden können. Durch die aktiv gelebte offene Tür hilfst Du aktiv bei der Überwindung von Kommunikationshürden im Unternehmen und motivierst Deine Mitarbeiter, den Weg zu Dir aktiv zu suchen!
Kommunikation im Unternehmen optimieren
mit der business elf® – Managementberatung
Leadership, Teamwork & Diversity ist das Programm der business elf® – Managementberatung. Mit dem in Eigenregie entwickelten Beratungsansatz ARENA DER ZUSAMMENARBEIT® sowie dem Leadership-Konzept FÜHRUNG 11.0 bieten wir unseren Kunden passgenaue Lösungen zur Optimierung der bereichsübergreifenden Zusammenarbeit sowie dem professionellen Schnittstellenmanagement!
Fragen Sie unsere Leistungen unter info@business-elf.de oder der Rufnummer 05401 / 89 69 981 an. Wir stehen Ihnen jederzeit gerne zur Verfügung!
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