Führung in Krisenzeiten

Führung in Krisenzeiten - Kein Aktionismus

Wie führe ich in der Krise?

Erhalte den Selbstzugang!

Führung in Krisenzeiten ist das Thema dieses Beitrags. Denn in den letzten Jahren haben Krisen zunehmend unser Leben und unseren Alltag geprägt: Corona-Krise, Ukraine-Krieg, Energie.Krise, hohe Inflation und einiges mehr. Die Menschen und somit auch die Beschäftigten in Unternehmen sind zunehmend verunsichert, da Krisen oft weitreichende Instabilitäten und Sorgen mit sich bringen. Diese machen auch vor Organisationen und Unternehmen nicht halt, so dass der Führung in Krisenzeiten eine wichtige Bedeutung zukommt!

In diesem Beitrag beschäftige ich mich damit, wie Führung in Krisenzeiten agieren kann und welche psychischen Systeme hierbei eine Rolle spielen, damit wir unseren Selbstzugang nicht verlieren und den Überblick in der Krise behalten können. Also, los geht’s, starten wir durch:

Kein Aktionismus

Führung in der Krise braucht Richtung und Orientierung

Wenn wir uns Krisensituationen anschauen, können wir beobachten, dass ihre Wirkungen meistens nicht eindimensional sind, sondern sich eher mehrdimensional darstellen. Am Beispiel Corona lässt sich die Mehrdimensionalität einer Krise sehr gut aufzeigen, da wir hier unter anderem die folgenden Wirkungen beobachten konnten:

  1. Gesundheitliche Auswirkungen auf der globalen und persönlichen Ebene
  2. Gesellschaftliche Veränderungen und Einschränkungen im Hinblick auf das Zusammenleben
  3. Große wirtschaftliche Disruptionen auf globaler Ebene (z.B. Lieferketten) und lokaler Ebene (jedes einzelne Unternehmen)
  4. Vielschichtige Ängste und Nöte auf der persönlichen Ebene
  5. Drohende Verluste auf vielen Ebenen (das eigene Leben oder das Leben Anderer, Freundschaften, Job, Geld, etc.)

Wir sehen, dass hier eine große Zahl von Ängsten und Problemen gleichzeitig wirken, so dass mit entsprechenden (negativen) Folgewirkungen gerechnet werden muss. Auf solche Situationen sollten sich Führungskräfte einstellen und vorbereiten. Deshalb stellt sich konkret die Frage, wie Führung sich vorbereiten und was Führung in Krisenzeiten tun kann?

Besonnenheit und keine Unsicherheiten!

Ein ganz wichtiger Ratschlag, vielleicht der Wichtigste überhaupt, lautet: Kein Aktionismus! Denn Aktionismus und unbesonnenes Ad-Hoc-Management führen dauerhaft nicht zur Beruhigung, sondern meistens zur Verschlimmerung einer Krisensituation. Deshalb ist ein „kühler Kopf“ gefragt, der als „Fels in der Brandung“ in der Krise wahrgenommen und akzeptiert wird. Wichtig ist bei Führung in Krisenzeiten eine besonnene Analyse, auf deren Basis ein konsequentes Handeln abgeleitet wird. Dieses Handeln gilt es, anderen Menschen auch klar und deutlich zu erklären und zu kommunizieren, um weitere Unsicherheiten zu vermeiden und möglichst viel Stabilität zu erzeugen.

Kein Aktionismus bei Führung in Krisenzeiten

In der Krise muss Führung vor allem Richtung und Orientierung geben. Erstens, um verunsicherte Menschen zu stabilisieren, und zweitens, um Menschen ihre Ängste zu nehmen (soweit es möglich ist). Denn dauerhafte Ängste blockieren den Zugang zu Engagement und Kreativität, was in Krisenzeiten eine weitere Schwächung bedeutet. Somit steht zunächst die Stabilisierung als wichtige Aufgabe für Führung in Krisenzeiten auf der Agenda. Wenn dieser Schritt getan ist, kann darauf aufsetzend ein proaktives Engagement aufgebaut werden, um in Krisenzeiten gemeinsam stark zu agieren! Ich möchte diese Zusammenhänge kurz mit der PSI-Theorie von Prof. Julius Kuhl erklären:

Was kannst Du als Führungskraft tun?

Der Weg zur Selbststeurung

Die PSI-Theorie erklärt unsere Persönlichkeitsarchitektur in sieben Systemebenen. Für den Kontext einer Krisensituation möchte ich vier Komponenten und deren Wechselwirkungen kurz extrahieren und in einen Zusammenhang setzen. Hierbei handelt es sich um die folgenden vier Komponenten (vgl. Abb. 1):

  • Objekterkennungssystem (Baustein aus der Systemebene 1)
  • Progression & Regression (Systemebene 4)
  • Extensionsgedächtnis /Baustein aus der Systemebene 6)
  • Selbststeuerung (Systemebene 7)

Sehr vereinfacht und rudimentär beschrieben, kommt es in Krisensituationen zu folgendem Ablauf:

Das Objekterkennungssystem (Systemebene 1), das unter anderem eine ausgeprägte Fähigkeit zur Gefahr- und Fehlererkennung besitzt, erkennt die Unstimmigkeiten in unserer Umwelt und geht in einen eingeengten „Alarmmodus“ mit Fixierung auf die erkannte Gefahr. Dieser Zustand ist zunächst sehr hilfreich, da hierüber eine spontane und wirksame Gefahrenabwehr ermöglicht wird (was z.B. bei direkten, lebensbedrohlichen Gefahren absolut überlebenswichtig sein kann). Wenn dieser Zustand allerdings länger anhält, entsteht ein dauerhafter „Alarm- und Gefahrmodus“, der unseren Zugang zum Extensionsgedächtnis (Systemebene 6) blockiert, das für Visionen, Kreativität, Urteilsfähigkeit und den Blick für das große Ganze zuständig ist.

Den Selbstzugang offen halten!

Die Folge: Wenn der Zugang zur Systemebene 6 (Extensionsgedächtnis) dauerhaft blockiert wird, fehlt uns Menschen der Selbstzugang und essenzielle Selbststeuerungskompetenzen (Systemebene 7) wie Eigenverantwortung, Selbstwachstum, freie Handlungen können nicht abgerufen werden. Die Konsequenzen aus diesem Mechanismus sind meistens sehr weitreichend und können auf der persönlichen Ebene, aber auch auf der Ebene von Organisationen und Unternehmen, sehr negative Folgen bewirken. Solche Zustände sollte die Führung in Krisenzeiten unbedingt verhindern!

Führung in Krisenzeiten mit Progression und Regression

Abb.1: Die sieben Systemebenen der PSI-Theorie nach Prof. Kuhl (Abbildung angelehnt an Prof. Kuhl)

Deshalb kommt der Systemebene 4 (Progression und Regression) eine besondere Bedeutung in Krisenzeiten zu. Denn die Systemebene 4 übernimmt eine wichtige Steuerungsfunktion, ob wir uns in die Regression mit Aktivierung des Objekterkennungssystems auf der Systemebene 1 begeben, oder ob wir über die Progression den Zugang zum Extensionsgedächtnis mit Aktivierung der Systemebene 6 und in der Folge die Nutzung unserer Selbststeuerungskompetenzen ermöglichen können.

Mit anderen Worten: Wenn wir in Gefahr- und Krisensituationen nicht dauerhaft im Alarmmodus und aktionistischem Ad-Hoc-Management verhaftet bleiben wollen, ist ein Wechsel zwischen Regression und Progression ein wichtiges Steuerungselement, um weiterhin kreativ zu bleiben und den Überblick zu bewahren.

Raus aus der Schockstarre

und rein in die Handlung

Die hier aufgezeigten Zusammenhänge mit Blick auf Regression und Progression hat Prof. Julius Kuhl in seinem Standardwerk „Motivation und Persönlichkeit“ wie folgt beschrieben:

„Regression lässt sich als eine vorübergehende oder chronische Systemkonfiguration interpretieren, in der hochinferes Wissen (Denken und Fühlen) und komplexe Koordinationsfunktionen (Wille und Selbstbehauptung) geschwächt sind [Anmerkung des Autors: gemeint ist hier die Systemebene 6], um elementare Funktionen der Reizverarbeitung und Verhaltenssteuerung zu bahnen (Empfinden und Intuitives Verhalten) [Anmerkung des Autors: gemeint ist hier Systemebene 1]. Überall dort, wo das Vermeiden von Fehlern adaptiv oder gar überlebenswichtig ist, lässt sich also die Regression (auf elementare Wahrnehmungsmechanismen) als ein nützlicher Mechanismus interpretieren. Die selbstbewusste Verdrängung (im sensorischen Sinne) von erwartungswidrigen Empfindungen wäre in solchen Situationen ungünstig oder sogar gefährlich. In sicheren oder risikoarmen Situationen ist die Verdrängung dagegen eine Systemvoraussetzung für konsistentes und selbstbestimmtes, d.h. an der Gesamtheit aktuell relevanter Überzeugungen, Bedürfnisse und Werte orientiertes Handeln.“ (Quelle: aus Julius Kuhl (2001): Motivation und Persönlichkeit, S. 787 und 117)

Eine sicherlich sehr komplexe Formulierung von Prof. Kuhl, die aber eine enorme Bedeutung für Krisenzeiten hat. Denn hier wird die Anforderung deutlich, dass Führung in Krisenzeiten insbesondere darauf hinwirken sollte, den Weg aus der Regression in die Progression zu bahnen, so dass Menschen nicht in einer Art „Verharrungsmentalität“ oder „Schockstarre“ gefangen bleiben. Um dieser wichtigen Aufgabe als Führungskraft gerecht zu werden, sollten Führungskräfte ein entsprechendes Kompetenzprofil entwickeln, das diese Zusammenhänge versteht und in Krisenzeiten für ein entsprechendes Führungsverhalten sorgen kann.

Progression und Regression

ein stetiger Wechsel für mehr Selbstwachstum

Wie wichtig ein stetiger Wechsel zwischen Regression und Progression für das persönliche Selbstwachstum (Selbststeuerung der Systemebene 7) auch außerhalb von Krisenzeiten ist, deutet Prof. Kuhl an anderer Stelle an. Hier heißt es in seinem Standardwerk „Motivation und Persönlichkeit“ wie folgt:

„Die wesentliche Annahme der sich … entfaltenden Theorie besagt, dass der Charakter – besonders das hochinferente System integrierter Selbstrepräsentationen – sich um so stärker entwickelt (d.h. um so mehr Einzelerfahrungen integriert), je mehr die Persönlichkeitsstruktur einen häufigen dynamischen Wechsel zwischen gegensätzlichen Affektlagen zulässt und je stärker dieser Affektwechsel den Kontakt zwischen den affektauslösenden Ereignissen oder Objekten und hochinferenten Strukturen (z.B. dem Planen und integrierten Selbstrepräsentationen) zulässt.“ (Quelle: aus Julius Kuhl (2001): Motivation und Persönlichkeit, S. 93)

Hier zeigt sich, dass die dynamischen Interaktionen und Wechselwirkungen der verschiedenen psychischen Systemen im Zusammenspiel mit dem Regressions-Progressions-Mechanismus ganz entscheidend für unser Selbstwachstum sind. Denn wer es schafft, die negativen Erfahrungen der in der Regression über das Objekterkennungssystem wahrgenommenen Eindrücke in die Progression, sprich in das lebenserfahrene und weiträumig fühlende Extensionsgedächtnis zu überführen, wird mit Selbstwachstum belohnt, das uns in Krisenzeiten besonnen und aus dem Überblick agieren lässt. Wenn dieser Mechanismus funktioniert, erklärt sich auch der Spruch „In der Krise liegt die Kraft“ und wir verstehen, warum in Krisen immer auch große Chancen für uns liegen.

Keynote YNWA Youll never WALK alone Schmitz Meijer

Das Fazit

Selbstwachstum als Chance für die Krisen

Zusammenfassend bedeutet dies, dass Führungskräfte sich der Zusammenhänge der in uns wirkenden psychischen Systeme bewusst werden sollten. Denn die persönliche Selbstreflexion und das eigene Selbstwachstum sind wesentliche Voraussetzungen dafür, eigene Selbststeuerungskompetenzen aufzubauen, die in Krisenzeiten abrufbar sind, so dass es Führung in Krisenzeiten besser gelingt, Menschen auf einen Weg zu führen, der nicht in der dauerhaften Regression mündet, sondern den lernenden Prozess des Selbstwachstums ermöglicht! Diese Chance zu ergreifen, ist eine wichtige Funktion von Führung in Krisenzeiten, um Menschen nachhaltig zu entwickeln und resilient für die nächste Krise zu machen. Denn eines ist sicher: Die nächste Krise kommt bestimmt!

Ich wünsche Dir auf diesem Weg alles Gute und viel Erfolg! Wenn Du dabei Unterstützung benötigst, komm gerne auf uns zu, so dass wir mit Dir gemeinsam diesen Weg beschreiten können. Mit der TOP/EOS-Diagnostik (360°), die auf der PSI-Theorie von Prof. Kuhl basiert, haben wir ein hochwirksames Tool, um Dich auf diesem Weg zu begleiten und Dein Selbstwachstum als Führungskraft zu stärken!

In diesem Sinne wünsche ich Dir ein kräftiges YNWA

Dr. Holger Schmitz


Gut aufgestellt

für die Führung in Krisenzeiten

Du möchtest Dich für die Führung in Krisenzeiten aufstellen? Du suchst einen erfahrenen Partner, der Dir hierbei hilfreich zur Seite steht? Dann lass uns einfach gerne ins Gespräch kommen, um über unsere gemeinsamen Möglichkeiten zu sprechen. Für weitere Informationen und Details zu unseren Angeboten stehen wir Dir unter der Telefonnummer 05401-8969981 oder der mail anpfiff@business-elf.de zur Verfügung. Gerne besprechen wir Deine Fragen und entwickeln Lösungen gemeinsam mit Dir!

Weitere Beiträge rund um Führung in Krisenzeiten sowie Leadership, Teamwork & Diversity findest Du hier:

Nachhaltig. Erfolgreich. Führen.

You'll never work alone - Leadership & Teamwork im Unternehmen