Welterschöpfungstag 2018 – Konsum ohne Grenzen!
… und die Euros drehen sich im Kreis
Welterschöpfungstag 2018 bereits am 01. August! Die Menschheit wird im Jahr 2018 ungefähr 1,7 Erde-Einheiten verbrauchen und lebt ab dem heutigen Tag bis zum Jahresende auf Pump!
Uns Konsumenten sind beim Konsum ohne Grenzen (bzw. Konsum-Wahn) keine Limits gesetzt. Die Technik immer auf dem neuesten Stand, vom internetfähigen Fernseher über das aktuelle Smartphone bis zur kompletten Multimedia-Ausstattung. Dazu die aktuellsten Trends von Mode und Lifestyle. Und am Wochenende ein Kurztrips mit dem Flieger! Und natürlich fehlt es auch nicht an All-Inclusive-Fernreisen zu den weltweit schönsten Destinationen von Mutter Erde. Alles super könnte man meinen.
Die zunehmende Leere in unserer Gesellschaft
Doch warum spüren viele Menschen in unserer Gesellschaft eine zunehmende Leere, wenn es um wirkliches Glück, Zufriedenheit und Sinn im Leben geht? Warum macht der (überbordende) Konsum unser Leben nicht wirklich glücklicher, sinnvoller und zufriedener? Weshalb nehmen psychische Erkrankungen seit Jahren erheblich zu? Warum glauben Umfragen zufolge ca. 40 Prozent aller Deutschen, dass Ihnen der Verzicht auf Karriere und Konsum gut tun würde?1
Bei all diesen Fragen lohnt es sich, einfach mal genauer hinzuschauen und einen Blick hinter die Kulissen von Konsum, Marketing und materiellem Hunger zu wagen. Denn die Party geht nicht ewig so weiter!
Unzweifelhaft leben wir in unserer heutigen Zeit in einer mehr oder weniger durchgehenden, multimedialen Beschallung von Werbung und Promotion. Unerbittlich erzeugen globalisierte Megamarken mit ihrem Marketing-Sog einen unstillbaren materiellen Hunger bei der Spezies Mensch. Die Ergebnisse können wir an jedem Wochenende in überfüllten Einkaufspassagen und -zentren sehen. Da wird gekauft was das Zeug hält und die Euros drehen sich an den Kassen im Kreis. Ob der eigentliche Bedarf im Zentrum steht, oder eher das gekauft wird, was die Werbung vorspielt, kann dabei jeder für sich selbst entscheiden.
Gefangen im Konsum-Hamsterrad
Vom kurzen Glück in der geplanten Obsoleszenz
Doch was glauben wir eigentlich im Konsum-Rausch zu finden? Die Suche nach Sinn, Glück und Zufriedenheit – wichtige Triebfedern menschlichen Lebens – zeigen heute mittlerweile absurde und leider auch zunehmend selbstzerstörerische Züge. Gefangen im Konsum-Rausch wird das Glück auf Stellvertreter-Schauplätzen gesucht!
Für dieses scheinbare „Glück“, bei dem „Incentives“ gekauft werden, die nicht wirklich gebraucht werden oder mit denen nur der soziale Status hervorgehoben wird, wird malocht was das Zeug hält. Gerne deutlich über zwölf Stunden oder auch mit einem Zweitjob, falls es für den gewünschten Konsum monetär noch nicht reichen sollte!
Und wofür das Ganze? Für ein Glücksgefühl, das tatsächlich nur von kurzer Dauer ist, um danach schnellstmöglich wieder auf dem gleichen Weg für kurze Zeit bedient zu werden! Denn der Moment des gerade erstandenen Glücks lässt bereits in dem Zeitpunkt nach, wenn die (natürlich plastikbasierte Verpackung) weggeworfen wird. Auch das ist eine Form des Hamsterrades, das keine echte und langfristige Befriedigung menschlicher Bedürfnisse bietet.
Wir leben in einer Zeit von höchstem Tempo, die nicht nur Stress erzeugt, sondern vor allem auch Orientierungslosigkeit fördert. Unser modernes Leben ist zugedröhnt mit Produkten, Events, Dienstleistungen und erdumspannender Kommunikation an allen Ecken und Enden. Doch leider fehlt dabei besonders eines: die Zeit! Die Zeit, all diese materiellen Dinge zu verarbeiten und einen wirklichen Nutzen daraus zu ziehen!
Die unzufriedenheit nach dem kurzen Moment des „Glücks“
Denn im Hamsterrad des Konsums sitzt nicht nur die Angst im Nacken, etwas verpassen zu können, sondern die Zeit für Konsumprodukte wird zunehmend knapper. Und so führt der Konsum-Rausch zu immer größerer Unzufriedenheit und wird letztlich zur Belastung! Dieses umso mehr, je stärker sich das Gefühl ausbreitet, dass ein stressiger Entscheidungszwang zwischen all den vielen Angeboten und Möglichkeiten der heutigen Zeit entsteht.2
Nehmen wir uns das Beispiel „geplante Obsoleszenz“. Den meisten Verbrauchern sind diese Worte, geschweige deren Bedeutung nicht einmal bekannt (am besten mal den Test im Bekanntenkreis machen …). Und so wird auf breiter Front akzeptiert, dass moderne technische Geräte eben kürzere Lebenszyklen haben und vom Konsumenten entsprechend schnell wieder neu angeschafft werden müssen. Ist ja auch gar nicht so schlecht. Immerhin gibt das ja auch wieder einen kurzen Moment des Glücks!
Besser beraten wären wir Konsumenten allerdings mit der Fragestellung, wem die Folgen von geplanter Obsoleszenz mehr helfen. Den Konsumenten oder den herstellenden globalen Konzernen? Ganz zu schweigen von dem immensen Ressourcenverbrauch unserer Wegwerfgesellschaft und den daraus entstehenden Abfallmengen …
Ein anderes Beispiel aus dem Bereich der Mobilität. Zwar sind die Autos in den letzten Jahrzehnten prinzipiell sparsamer und effizienter hinsichtlich der Motorentechnik sowie des Verbrauchs geworden. Doch geht diese Entwicklung einher mit leistungsstärkeren, schwereren und größeren Autos, so dass die positiven Effekte für die Umwelt durch den sogenannten „Rebound-Effekt“ nur gering sind oder sogar ganz ausbleiben!
Neoliberalismus und Globalisierung
Viele Verlierer und wenig Gewinner
Besonders schlimm sind die kumulierten, langfristigen Folgen von ungezügeltem Konsum bei gleichzeitig kurzen Lebenszyklen von Gebrauchsgegenständen aller Art. Denn unsere Erde reagiert bekanntlich seit einigen Jahrzehnten mit deutlich sichtbaren Abwehrreaktionen auf die überbordenden Aktivitäten der menschlichen Spezies, die nicht nur unaufhaltsman weiter wächst, sondern dabei weitaus mehr konsumiert als Mutter Erde nachhaltig an Ressourcen zur Verfügung stellen kann (Energiereserven, Metalle, Sand, seltene Erden, Dünger, etc.).
Die Folgen dieses im Neoliberalismus wurzelnden und in der Globalisierung stattfindenden Konsums sind darüber hinaus auch die zunehmende moralische und ethische Leere, die wir in unserer Gesellschaft vorfinden.
Im Umkehrschluss erleben wir seit Jahrzehnten einen Niedergang von gemeinschaftlichen Institutionen, die den Menschen lange Zeit ein nachhaltiges Gefühl von Identifikation geboten haben (Arbeitsplätze auf Lebenszeit, lokale Gemeinschaften und Nachbarschaften, große politische Bewegungen, Ehrenamt etc.). Im Rahmen dieser Entwicklung steigen als logische Folge die Egoismen in der Gesellschaft rapide an, da die persönliche Selbstoptimierung immer mehr in das Zentrum rückt und am Ende wenige Gewinner und viele Verlierer stehen (u.a. zu erkennen an der immer ungleicher werdenden globalen Kapitalverteilung).
Das funktioniert natürlich nur auf Kosten anderer, die im Neoliberalismus dann als Verlierer und Loser der Globalisierung gelten. Und so richtig haarsträubend wird es dann, wenn genau diese Betroffenen auch noch als Wähler derjenigen auftreten, die ihnen vorgaukeln, dass die Klasse der Profiteure die Arbeiterklasse retten wird …! Kaum zu glauben, aber Realität!
Ausbeutung und Perspektivlosigkeit
Was würden wir selber tun?
Lassen wir den Blick noch etwas weiter schweifen und schauen nach Afrika. Bekanntlich ein Kontinent reich an Bodenschätzen aller Art. Nun ist es aber so, dass diejenigen, denen diese Bodenschätze zustehen, hiervon so gut wie gar nicht profitieren. Vielmehr sind es neben einzelnen Diktatoren wenige multinationale Konzerne, die den Kontinent förmlich ausschlachten und gnadenlos für Ihre Profite ausbeuten.
Sei es der unfassbare Landraub im großen Stil, das Abholzen der Regenwälder für den Anbau von Futter-Soja, das Abpumpen von Süßwasser in Dimensionen, die den Einheimischen kein Wasser zum Leben lässt oder die hochtechnisierten Hochseetrawler mit kilometerlangen Schleppnetzen, die keinen Fisch für die Einheimischen übrig lassen.
In all diesen Fällen wird die Lebensgrundlage der Einheimischen massiv zerstört und eine extreme Perspektivlosigkeit für die Bevölkerung vor Ort geschaffen, um den überbordenden Lebensstandard in den Industrienationen aufrecht zu erhalten. Und dann wundern wir uns, dass diese Menschen vor unserer Tür stehen, um auch eine Perspektive zu erhalten bzw. den letzten Strohhalm zu ergreifen?
Vielleicht sollten wir uns selbst fragen, was wir in der Situation eines betroffenen Menschen in Afrika machen würden? Weiter abwarten ohne jegliche Perspektive oder den fast genauso perspektivlosen, aber von Hoffnung getriebenen Weg nach Europa riskieren? Die Antwort sehen wir jeden Tag an den europäischen Außengrenzen!
Mutter Erde lebt weiter …
… mit und ohne Menschen!
Nochmal zurück zu Mutter Erde. Glauben wir denn wirklich ernsthaft, dass wir so weitermachen können wie bisher? Wenn ich mich an meine Studentenzeit der Geo- und Umweltwissenschaften in den 90er Jahren des letzten Jahrtausends zurück erinnere, waren die negativen, anthropogenen (menschlichen) Einflüsse auf den Ressourcenverbrauch und die Umwelt bereits zu jener Zeit signifikant erkennbar. Doch standen und stehen dieser Tatsache mächtige Gegner entgegen, die von dem ausbeuterischen System profitieren und kein Interesse zeigen, hier etwas zu ändern. Hierdurch ist bereits seit Jahrzehnten wertvolle Zeit für einen Umstieg in ein ressorcenschonenderes Leben verloren gegangen.
Oder nehmen wir das Thema Krankheiten. Dem aufgeklärten und aufmerksamen Beobachter wird in den letzten Jahren nicht entgangen sein, dass der Krankheitsdruck nicht nur in den Ställen unserer Massentierhaltung zunimmt, sondern auch bei uns Menschen. Durch die stark steigende Zahl von Menschen, der Konzentration in den Hot Spots unserer Millionenstädte sowie der rasant schnellen Verbreitung in einer globalisierten Welt, werden Krankheitserregern die Türen weit geöffnet. Auch hier stehen negative Entwicklungen zu befürchten, die wir ggf. nicht kontrollieren können.
Die Zeit für notwendige Veränderungen rennt schon lange und wir verlieren weiter wertvolle Tage, Wochen sowie Monate, die wir nicht zum konsequenten Gegensteuern nutzen, so dass wir die anstehenden Veränderungen sogar weiter beschleunigen und die Chancen verringern, die potenziell dramatischen Folgen zu verhindern!
Ressourcenverbrauch und Konsum
Der ökologische Fußabdruck der Industrienationen
Du fragst Dich, was das mit uns zu tun hat? Vielleicht hast Du eigene Kinder, Enkel oder Patenkinder, denen Du diese Zukunft und Perspektive besser ersparen möchtest! Denn Ressourcenverbrauch und Konsum-Rausch hängen eng zusammen. Der Ressourcenverbrauch wird massiv geprägt durch den globalen Konsum-Rausch, der auf Ausbeutung, Ungleichheit und Ungerechtigkeit unserer globalisierten Welt basiert.
Wir hinterlassen in den Industrienationen einen ökologischen Fußabdruck, der von einer Erde schon lange nicht mehr getragen werden kann und nur auf Kosten der Globalisierungs-Verlierer stattfindet, die in der Folge dann an unseren Grenzen stehen. Dass dieses Vorgehen keine dauerhaft funktionierende, nachhaltige Strategie sein kann, müsste jedem klar sein, der bereit ist, über den eigenen Tellerrand hinauszuschauen!
Eine nachhaltige, tragfähige Perspektive können wir deshalb nur erreichen, wenn wir unseren zukünftigen Lebensstil nicht nach Konsum ausrichten, sondern nach tatsächlichem Bedarf und einem vernünftigen Maß!2 Hierfür gibt es eine Vielzahl von Ansätzen, die sich in unser Leben intergrieren lassen, wie zum Beispiel:
- Einkauf nach Bedarf! Nicht jedem Mode- oder Technik-Trend folgen …
- Vermeidung von Nonsens-Transporten durch online-Käufe
- In Zeit investieren anstatt in materielle Dinge (das macht meistens langfristig glücklicher …)
- Raus aus der Konsum-Herde! Das eigene Programm gestalten, es lohnt sich in vielerlei Hinsicht!
- Verzicht auf All-Inclusive-Fernreisen! Auch Deutschland bietet schöne Ziele für Entspannung!
- Regionale Produkte stärker nutzen und fördern
- Nachhaltig produzierte und angebaute Produkte kaufen
- Auf Fertiggerichte verzichten und wenn möglich selbst produzieren (Marmelade, Obst, Kartoffeln …)
- Kompost statt Tonne für geschlossene Nährstoffkreisläufe
- Das Auto öfter stehen lassen! Hilft der Umwelt, ist gut für die Gesundheit, schont den Geldbeutel …
- Weniger Fernsehen! Das verleitet nicht zum Konsum …
Wo ist die Perspektive?
Wertschätzung und Bedarf neu finden
Menschen, die die vorgenannten Ansätze bzw. diesen Weg mittlerweile wählen, empfinden nach einer gewissen Zeit meist gar keinen Verzicht, sondern berichten von persönlichen Zugewinnen (wie einer gesünderen Lebensweise oder auch einer neuen persönlichen Frische). Denn Du machst Dich frei von materiellen Dingen und Zwängen, die viel kosten aber nur kurze Befriedigung und Nutzen bieten.
Demgegenüber kannst Du mehr Zeit in Beziehungen und Erlebnisse investieren und hierüber eine größere persönliche Zufriedenheit erreichen, da Du nicht mehr im Hamsterrad der Konsumwelt gefangen bist. Die Aufmerksamkeit wird wieder auf die wirklich wichtigen Dinge im Leben gelenkt, die mit der richtigen Wertschätzung und letztlich auch mit Genuss erlebt werden können.
Am Ende entscheidet dann nicht mehr der Preis, die materielle Bedeutung oder die innovativste Produktneuheit über Glück und Zufriedenheit im Leben, sondern der wertschätzende Umgang mit den wesentlichen Dingen des Lebens.2 Wer das versteht, wird beispielsweise auch in heimatnahen Urlaubsregionen seine Erfüllung und Erholung finden oder sich über frischere Lebensmittel bei besserer Gesundheit erfreuen! Wie heißt es so schön: „Jeder ist seines eigenen Glückes Schmied!“ und kann als Individuum seine Entscheidungen für ein freieres, selbstbestimmteres Leben mit einer nachhaltigeren Perspektive für sich selbst, seine Mitmenschen als auch nachfolgende Generationen fällen. Hierfür wünsche ich Dir ein glückliches Händchen …
Dr. Holger Schmitz
Quellennachweise:
1 https://www.stern.de/wirtschaft/news/konsum–wie-man-mit-weniger-krempel-ein-gluecklicheres-leben-fuehren-kann-7411564.html
2 https://www.huffingtonpost.de/niko-paech/burnout-depression-konsum-minimalismus_b_11446996.html
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