Menschliche Reaktionen in Krisenzeiten
sind eine Frage der Persönlichkeit
Wenn sich der Blick verengt und das Objekterkennungssystem regiert, kommen die Hamster aus ihren Verstecken und kaufen die Regale leer! Aktuell zu sehen in unserer „Corona-Zeit“! Wenn Du Dich jetzt fragst, was das bedeuten soll, lies gerne weiter, um mehr darüber zu erfahren, warum in Krisenzeiten die Panik überwiegt und manchmal auch der klare Blick verloren geht. Also, los geht’s, schauen wir uns an, wann das Objekterkennungssystem regiert und sich der Blick verengt:
Die folgenden Ausführungen basieren auf der PSI-Theorie von Prof. Julius Kuhl, die eine herausragende, wissenschaftliche Reputation genießt. Die PSI-Theorie ist die Grundlage der von uns im Rahmen von Führungskräfte-Coachings eingesetzten TOP/EOS-Diagnostik 360°, um beispielsweise Potenzialressourcen von Führungskräften zu erschließen oder eine wirksame Eignungsdiagnostik bei der Besetzung von Führungspositionen zu betreiben. Die PSI-Theorie gliedert die menschliche Persönlichkeitsarchitektur in komplexer Weise in sieben verschiedene Systemebenen:
1. Objekterkennungssystem (OES) und Intuitive Verhaltenssteuerung (IVS) – die beiden elementaren Systeme
2. Temperament
3. Affekte und Anreize
4. Progression vs. Regression (z.B. Selbstmotivation)
5. Motive (Macht, Leistung, Anschluss)
6. Intentionsgedächtnis (IG) / Extensionsgedächtnis (EG)
7. Selbstwachstum und Wille
Die PSI-Theorie zeigt, dass menschliches Verhalten durch ein Wechselspiel psychischer Systeme bedingt wird und funktionsanalytische Hintergründe hierbei eine wichtige Rolle spielen. Beispielsweise kann über die TOP/EOS-Diagnostik 360° ermittelt werden, inwieweit sich ein Mensch mit den eigenen Zielen und Absichten identifiziert. Gemeint ist hiermit: In wie weit stimmen die Ziele und Absichten einer Person mit den Bedürfnissen und Werten der jeweiligen sozialen Umgebung überein. Hieraus lässt sich unter anderem ableiten, ob jemand mit sich und seiner Umgebung im Einklang ist und „weiß, was er/sie will“ (also selbstkongruent ist). Auch lässt sich analysieren, ob ein Mensch dazu neigt, vorzugsweise den Blick zu verengen (und dabei besonders auf Fehlererkennung achtet) oder eher mit Weitblick aus einem Gesamtzusammenhang heraus agiert.
Negative Affekte verarbeiten
und das Zusammenspiel der vier Makrosysteme
Bei der PSI-Theorie und der darauf aufbauenden TOP/EOS-Diagnostik 360° sind vier sogenannte Makrosysteme von entscheidender Bedeutung. Diese Makrosysteme lauten wie folgt: das Intentionsgedächtnis, das Objekterkennungssystem, die Intuitive Verhaltenssteuerung sowie das Extensionsgedächtnis. Zwischen diesen Systemen besteht ein psychologisches Wechselspiel beispielsweise bezüglich der Willensstärke zur Umsetzung eigener Absichten oder auch der Verarbeitung von negativen Affekten, wie sie in der aktuellen „Corona-Krise“ überall und ständig vorliegen. Die vier Makrosysteme können stark vereinfacht folgendermaßen beschrieben werden:
Objekterkennungssystem (OES) – linkshemisphärisch
- Stark verengter Fokus auf einzelne Sinne und Wahrnemungseindrücke
- Ausgeprägte Abweichungs-, Fehler und Gefahrerkennung
- Abstraktes, analytisches Kategorisieren mit bewusstem Registrieren einzelner Sinneseindrücke
- Kontextabstraktion mit Erkennen von Unstimmigkeiten / Einzelheiten aus dem Gesamtkontext lösen
Intentionsgedächtnis (IG) – linkshemisphärisch
- Aufrechterhalten schwieriger Absichten (in einer Art Zwischenspeicher)
- Logisches Denken mit einer Schritt für Schritt Logik (analytisch-sequenziell)
- Bewusstes, hochintelligentes System
- Objektives, kritisches Planen sowie Strategieentwicklung
Intuitive Verhaltenssteuerung (IVS) – rechtshemisphärisch
- Spontanes Umsetzen von Plänen und Absichten
- Automatisierte Handlungsabläufe und Abspulen von Routinen (z.B. Essen und Trinken, small talk, etc.)
- Simultanes, sofortiges Verarbeiten bei sich schnell verändernden Umfeldern
- Unbewusste Wahrnehmungen und Handlungen
Extensionsgedächtnis (EG) – rechtshemisphärisch
- Gleichzeitige Verarbeitung mit einer großen Resistenz gegenüber informativen Lücken
- Ganzheitliches Fühlen und Denken, agierend aus dem Überblick und der Lebenserfahrung
- Integration von teils widersprüchlichen Gefühlen und Erfahrungen
- Großes Netzwerk für Vielzahl an Handlungsoptionen
Wenn der Überblick verloren geht
ist der Blick verengt und Aktionismus die Folge
Eine der zentralen Aussagen der PSI-Theorie besteht darin, dass die Aktivierung psychischer Systeme als auch der Informationsaustausch zwischen ihnen von Stimmungen und Gefühlen abhängt (oder etwas anders ausgedrückt: von Affekten abhängig ist). Hierzu ein konkretes Beispiel, das uns allen bekannt sein dürfte: Menschen verlieren leicht den Überblick bzw. ihre Souveränität, wenn sie unter übermäßigem Stress stehen oder ängstliche und traurige Stimmungslagen vorhanden sind.
Das ist ein allseits bekanntes Muster, das jeder von uns sicher schon mal beobachten konnte und das unserer Spezies in Gefahrensituationen sicherlich schon sehr oft das Überleben gesichert hat. In diesen Situationen haben wir allerdings oft auch nicht mehr alles Relevante auf dem Schirm, sondern der Fokus unserer Wahrnehmung verengt sich auf einzelne Details bzw. Gefahren. Aktuell in der „Corona-Krise“ ist dies vielfach zu beobachten und kumuliert erkennbar in Hamsterkäufen von Toilettenpapier!
Wenn der „Säbelzahntiger im Nacken“ sitzt
und sein Name Corona ist!
Verantwortlich für diese übertriebenen Hamsterkäufe oder nicht angemessene Handlungen ist unser Objekterkennungssystem, das in solchen Krisen-Phasen vermehrt „das Heft des Handelns“ in die Hand nimmt. Das Objekterkennungssystem fokussiert die auf uns einströmenden negativen Sinneseindrücke im Sinne einer Abweichungs- und Gefahrerkennung (bei starker Ausprägung kann das sogar zu einer gewissen Entmutigung führen und positive Gedankengänge vollständig unterdrücken).
Die Folge ist, dass wir nicht mehr an unser Extensionsgedächtnis herankommen, das einen relativierenden Blick ermöglichen würde und eine der Situation angemessenere Reaktion bewirken könnte. In der Konsequenz entsteht ein übertriebener Aktionismus und ggfs. sind auch falsche Entscheidungen möglich.
Das Abblocken des weiträumiger denkenden (und einen Überblick ermöglichenden) Extensionsgedächtnisses durch das Objekterkennungssystem kann dazu führen, dass gewisse Handlungsalternativen gar nicht mehr in Betracht gezogen werden. Ganz konkret auf das Hamstern von Toilettenpapier bezogen, bedeutet das beispielsweise: Es wird nicht mehr darüber nachgedacht, dass im Falle des Mangels an Toilettenpapier wahrscheinlich nahezu 100 Prozent aller Haushalte auch andere Alternativen im Haus haben, die hier Abhilfe schaffen könnten (z.B. Waschlappen).
Solche hilfreichen Alternativgedanken, die eher dem aus dem Überblick agierenden Extensionsgedächtnis entspringen würden, werden aber durch das alarmierte Objekterkennungssystem nicht mehr zugelassen, so dass die Menschen in den panischen „Hamstermodus“ schalten, bei dem der urzeitliche Mechanismus des „Säbelzahntigers im Nacken“ greift. Nur dass es sich heute nicht um ein gefräßiges Pelztier handelt, sondern um das Coronavirus!
Gefahren richtig einschätzen
und in den Gesamtkontext einordnen
Die Verhaltenstendenzen aus dem Objekterkennungssystem werden in der aktuellen „Corona-Krise“ im Zusammenhang mit einer sehr fokussierenden, medialen Berichterstattung stark getriggert und sind demzufolge auch entsprechend häufig zu beobachten. Die Corona-Berichterstattung erzeugt vielfach Verunsicherung und Ängste, so dass das Objekterkennungssystem ständig aktiviert ist und der Zugang zum Selbst (Extensionsgedächtnis) erschwert oder sogar dauerhaft blockiert wird.
Das beginnt mit täglichen „Fallzahlen“ sowie der ständigen Auflistung von Todesfällen und endet bei der viralen Verbreitung der sich immer weiter ausbreitenden EINEN Meinung. Es steht hierbei zu befürchten, dass eine einseitige psychologische Konditionierung in der Bevölkerung mit weitreichenden negativen Folgen entstehen kann, wenn dieser Zustand über einen längeren Zeitraum anhält!
Andere Sichtweisen auf die „Corona-Krise“, die durchaus reflektiert und angemessen sein können, werden aktuell teilweise viral geächtet und manchmal sogar diskreditiert. Warum ist das so? Ganz einfach: Wer bei Gefahr nicht mit der Herde marschiert, kann sehr schnell außen vor stehen!
Zwar sollte eine aufgeklärte Gesellschaft solche Entwicklungen nicht zulassen, da hierdurch negative gesamtgesellschaftliche Entwicklungen entstehen können, aber aber das Objekterkennungssystem ist ein uraltes, elementares menschliches System, das nicht so leicht zu umgehen ist, wenn Gefahrensituationen „am Horizont lauern“.
Grundsätzlich wäre sicherlich ein weiträumigerer Blick auf die Situation sehr hilfreich, wenn uns das Extensionsgedächtnis beispielsweise empfehlen würde, eine repräsentative, objektive Analyse der Infektionszahlen der Gesamtbevölkerung anzustreben, um daraus abgeleitet zielgerichtete und wirksame Maßnahmen zu ergreifen. Es steht zumindest zu vermuten, dass dann die Unschärfe gegenüber den derzeit ermittelten „Fallzahlen“, die ja als Grundlage für die aktuellen Maßnahmen vermittelt werden, wahrscheinlich deutlich abnehmen würde. Schauen wir mal, wie es mit diesen Entwicklungen weiter gehen wird …
Selbststeuerungskompetenzen aufbauen
und wirksam nutzen
Wenn wir die Persönlichkeiten und Verhaltenstendenzen verschiedener Menschen mit der TOP/EOS-Diagnostik 360° analysieren, sehen wir unterschiedlich starke Ausprägungen der vier Makrosysteme im Zusammenspiel mit Affekten sowie bewussten und unbewussten Motiven.
Ein wichtiges Ziel besteht beispielsweise darin, Selbststeuerungskompetenzen aufzubauen und Zweitreaktionen neben den charakterlich festgelegten Erstreaktionen zu erlernen. Denn wer mit Selbststeuerungskompetenzen eigene Gefühle regulieren, Mutlosigkeit überwinden oder auch seine Ängste beruhigen kann, der kann den Verlust positiver Gefühle besser aushalten und situationsgerecht das geeignete psychische System abrufen, das gerade gebraucht wird, um auch große Schwierigkeiten zu meistern.
Im Hinblick auf die beiden Makrosysteme Objekterkennungssystem und Extensionsgedächtnis bedeutet das: Sicherlich ist es in Krisenzeiten wichtig, ein waches Objekterkennunssystem für das Erkennen von Gefahren zu haben. Genauso wichtig ist es aber auch, die potenziellen Gefahrensignale aus dem einzelnen Kontext herauszulösen, um diese in einen größeren Zusammenhang zu stellen.
Oder anders ausgedrückt: Die Gefahrensignale aus dem Objekterkennungssystem in das Extensionsgedächtnis zu überspielen, um daraus eine sinnfällige Gesamtbewertung aus einem großen Überblick zu gewährleisten. Erst auf auf diese Weise wird das Objekterkennunssystem zu einem wichtigen Lieferanten für das Erkennen von Gesamtzusammenhängen im Extensionsgedächtnis, so dass das Handeln nicht nach einem einzigen, übermäßig wirkenden Gesichtspunkt ausgerichtet wird, sondern eine verhältnismäßige, der jeweiligen Situation angepasste Reaktion möglich wird! Dann wären Hamsterkäufe in Supermärkten wahrscheinlich nicht zu sehen und Toilettenpapier keine Mangelware!
In diesem Sinne wünsche ich reflektierte Tage in schwierigen Zeiten!
Dr. Holger Schmitz
Quellennachweis:
SCHEFFER, D. / KUHL, J. (2006): Erfolgreich motivieren – Mitarbeiterpersönlichkeit und Motivationstechniken.- Göttingen, Bern, Wien, Toronto, Seattle, Oxford, Prag
TOP/EOS-Diagnostik 360° nutzen
mit den Experten der business elf® – Managementberatung
Damit nicht nur das Objekterkennungssystem regiert, sondern ein ausgewogenes Führungsverhalten an den Tag gelegt werden kann, setzen wir bei der business elf® – Managementberatung die TOP/EOS-Diagnostik 360° als wissenschaftlich anerkanntes, hocheffektives Management-tool ein. Wir erfassen dabei dynamische und veränderungsrelevante Persönlichkeitsmerkmale. Diese nutzen wir mit Führungskräften im gemeinsamen Coaching zur Erschließung von zusätzlichen Ressourcen und Entwicklungsperspektiven. Hierzu gehören beispielsweise der Aufbau von Selbststeuerungskompetenzen sowie das Erlernen von Zweitreaktionen für eine typen- und situationsgerechte Führung.
Bei weitergehendem Interesse an unserer Expertise und für den Fall, dass Du mehr über die TOP/EOS-Diagnostik 360° erfahren möchtest, erreichst Du uns unter 05401 / 8969981 oder anpfiff@business-elf.de. Wir freuen uns auf Deine Kontaktaufnahme! Weitere blogs zum Thema findest Du hier:
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