Abschied auf Raten: Die deutsche Nationalelf bei der EURO 2020!

Nach der ernüchternden WM 2018 ist weder ein echter Umbruch und Verjüngungsprozess erfolgt, noch wurde auf der Position des Cheftrainers ein Wechsel vorgenommen. Das Ergebnis: Die deutschen Spieler, die bei der EURO 2020 aufgelaufen sind, haben ein Durchschnittsalter von etwa 28 Jahren und scheiden gegen ein englisches Team mit einem deutlich darunter liegenden Durchschnittsalter von unter 26 Jahren aus. Und wie äußert sich der Bundestrainer nach dem England-Spiel? Es habe manchmal an „Reife und Erfahrung“ gefehlt! (Quelle: https://www.n-tv.de/sport/fussball-em/Es-fehlt-ein-bisschen-Erfahrung-und-Reife-article22652731.html)

Nur kurz zur Erinnerung: Im deutschen Kader standen sehr viele Spieler des FC Bayern, die im letzten Jahr die Champions League gewonnen haben, sowie drei Spieler vom FC Chelsea, die den Champions League Sieg dieses Jahr erreichen konnten. Und auch das oben bereits erwähnte Durchschnittsalter des deutschen Teams lag über dem des englischen Teams, so dass ein Mangel an Erfahrung und Reife zumindest auf Basis dieser Fakten kaum als Ursache herangezogen werden kann!

Ich möchte hier keinen Realitätsverlust unterstellen, aber die Faktenlage hinsichtlich des Argumentes „Erfahrung und Reife“ spricht zumindest eine andere Sprache!

Im Grunde sind die offensichtlichen Warnsignale in den letzten Jahren übersehen worden. Das WM-Vorrunden-Aus 2018, die blamablen Auftritte in der Nations League, das 0:6 gegen Spanien oder das 1:2 gegen Nordmazedonien. Alles deutliche Anzeichen für die jetzt erfolgte Fortsetzung bei der EURO 2020, die beim DFB entweder nicht gesehen oder übersehen wurden. Vor diesem Hintergrund darf das Ausscheiden gegen England – auch in der vorgetragenen Art und Weise – nicht wirklich wundern.

Es ist schade, dass Jogi Löw, der bis zur Krönung mit dem WM-Titel im Jahr 2014 eine tolle Ära geprägt hatte, nunmehr diesen Abschied auf Raten seit 2018 hingelegt hat. Es wäre ihm und auch allen Beteiligten zu wünschen gewesen, den richtigen Zeitpunkt des Abtritts nicht zu verpassen, um den notwendigen Umbruch einzuleiten.

Doch offensichtlich gab es auf Seiten des DFB’s, der sich seit Jahren in kleinteiligen Grabenkämpfen befindet, keine echten Initiativen für einen Neuanfang, so dass der jetzt resultierende Status Quo zwar mehr als bedauerlich, aber nicht wirklich verwunderlich ist. So bleibt am Ende ein verdienter Bundestrainer mit einem unrühmlichen Abgang sowie ein Verband, der jetzt sehr viele Hausaufgaben zu erledigen hat.

Beim Ausscheiden der deutschen Nationalelf fühle ich mich unweigerlich an meinen vor wenigen Wochen in diesem blog veröffentlichten Beitrag zum „Konsequenz-Dilemma der Führung“ erinnert, der die Phänomene inkonsequenten Handelns beschreibt, die fast immer darin münden, dass letztlich der Erfolg auf der Strecke bleibt.

Entsprechende Strukturen sind spätestens seit dem WM-Aus 2018 beim DFB und seinen Verantwortungsträgern unübersehbar, so dass der DFB und seine Verantwortungsträger zukünftig hoffentlich die richtigen Schlüsse aus diesem Kontext ziehen werden.

Somit bleibt mir abschließend die Hoffnung, dass Hansi Flick als neuer Bundestrainer für den Schwung sorgt, der beim DFB und der Nationalmannschaft dringend notwendig ist, um in Zukunft wieder die Erfolge zu schreiben, die sich der deutsche Fußball-Fan wünscht!