Offener Brief von Andrea Rosengarten
zur Situation der Kitas in Niedersachsen an den niedersächsischen Kultusminister Tonne
Offener Brief zur Situation der Kitas in Niedersachsen! Hier schreibt Andrea Rosengarten (Erzieherin, Fachkraft für Kleinstkindpädagogik sowie Mutter) in einem offenen Brief an den niedersächsischen Kultusminister Tonne! Seitens der business elf® – Managementberatung unterstützen wir diesen offenen Brief zur Situation der Kitas in Niedersachsen vollumfänglich und veröffentlichen diesen hiermit gerne:
Sehr geehrter Kultusminister Tonne,
bezugnehmend auf die Veröffentlichung vom 09.06.2020 „Kita werden mit eingeschränktem Betrieb weiter geöffnet“, möchte ich mich als Erzieherin und somit als sogenannte Fachkraft zur Situation der Kitas in Niedersachsen äußern.
Von der Freude
zur Erschütterung!
Mit Freude erfuhr ich aus den Medien, dass die Kita´s in Niedersachen am 22.06.2020 wieder öffnen dürfen. „Toll, prima, grandios…!“, habe ich gedacht. Die Erschütterung erfolgte jedoch umgehend, nachdem ich die schriftliche Stellungnahme auf der Homepage des Kultusministeriums mit Interesse gelesen hatte. Herr Tonne, wie kommen SIE, die Vertreter der TRÄGER und die Kommunalen SPITZENVERBÄNDE auf die Idee, den Fachkraft-Kind Schlüssel bei voller Kinderzahl weiter auszusetzen?
Ist es nicht schon vor Corona bekannt gewesen, dass wir an unsere Leistungsgrenzen stoßen, unglaublichen Arbeitsbedingungen (altes, unbrauchbares Mobiliar, kleine Räume, zu große Gruppen, auffällige Kinder etc.) ausgesetzt sind? Dadurch sind massivste Krankheitsausfälle zu verzeichnen! Wir haben nicht nur Corona…!
Stets arbeiten alle mir bekannten Erzieher, Pädagogen, Fachkräfte und alle die ich jetzt nicht mit aufzähle an ihren Belastungsgrenzen! Täglich ist die Belastung immens, so dass die meisten Arbeitnehmer aus anderen Arbeitsfeldern uns immer wider kommunizieren, sie würden nicht mal einen Tag durchhalten. Die Situation in den Kitas ist einfach nur unhaltbar!
Hinzu kommen aktuell nun die verstärkten Hygienemaßnahmen. Diese will ich nicht in Frage stellen, jedoch die Umsetzbarkeit. Wie soll das geleistet werden bei mehr Kindern und weniger Fachkräften? Nach jedem Toilettengang der Kinder muss desinfiziert werden. Das können die Kinder nicht, das müssen wir erledigen! Türklinken, Alltagsmaterial, Spielzeug, ALLES muss desinfiziert werden! Wann und wie? Egal, die Mitarbeiter machen das schon! Überspitzt gesagt:
„Die Fachkräfte in Kindertageseinrichtungen sind
die Desinfektions-Betreuungs-Dokumentations-Soldaten der Bundesregierung!“
Wann dürfen wir wieder der Arbeit nachgehen, die wir uns ausgesucht und zur Berufung gemacht haben? Die pädagogische Arbeit am Kind anhand des Bildungsplans, denn wir haben einen Bildungsauftrag!
„NEIN!“, Herr Tonne, ein klares „NEIN!“
zum Aussetzen des Fachkraft – Kind Schlüssels!
Der nächste Punkt in ihrer Idee sieht vor, „Einmalig je Gruppe kann vorübergehend anstelle einer Fachkraft eine andere geeignete Person mit der Wahrnehmung von Aufsichtspflichten betraut werden, sofern mindestens eine sozialpädagogische Fachkraft in der Gruppe zeitgleich tätig ist.“
Wie ist denn so etwas möglich? Die arme einzelne Fachkraft! Diese muss nun neue ungelernte Kräfte einarbeiten, anleiten und mit den Kindern vertraut machen. Kinder, die zum Teil seit 12 Wochen nicht in der Einrichtung waren und auch eingewöhnt werden müssen und Zeit benötigen.
Es sind Kinder, keine Gegenstände,
die ich einfach woanders hinstellen kann!
Herr Tonne wie soll das praktizierbar sein? Haben sie eigentlich keine Angst davor, unfähigen, nicht empathischen, möglicherweise sogar straffälligen Personen auf diese Weise die Tür in die Kita zu öffnen? Die aktuellen Vorkommnisse, der pädophilen Kriminalfälle, oder der Erzieherin, die die kleine Greta in Viersen betreut hat, sind doch Anlass genug um einmal MEHR hin zu sehen, wen genau man in die Kindergärten lässt! Es sollte doch möglich sein, unsere kleinen Menschen zu schützen und nicht noch dadurch in Gefahr zu bringen, dass jetzt fast „jeder“ Pädagoge sein darf!
Herr Tonne, es hilft nicht darauf hinzuweisen, es soll eine „…andere geeignete Person…“ sein. Geeignet sind Menschen, die die dementsprechende Ausbildung haben, Zeugnisse vorlegen können (bevor sie tätig werden am Kind), hospitieren und demnach dem Team und den Kindern vertraut werden! So etwas geht nicht Ad-Hoc. Möchten sie ihr Kind von „Irgendwem“ wickeln lassen, in den Schlaf wiegen lassen, trösten lassen etc.?
Ich nicht!!
Bitte, überlegen Sie weitere andere Möglichkeiten hinsichtlich der Situation der Kitas in Niedersachsen! Öffnen sie möglicherweise komplett und die Risikogruppen entscheiden selber. Aktivieren sie den Fachkraft – Kind Schlüssel. Klar, nicht kompatibel für Eltern, die dann wieder keine Betreuung haben. Aber so wie der Plan jetzt ist, geht es nicht!
Mein letzter Gedanke gehört den Schulen. Herr Tonne, die meisten Mitarbeiter in der Kindertageseinrichtung sind Eltern unter anderem von schulpflichtigen Kindern. Was verlangen sie diesen Personen nun ab? Sie müssen das erhöhte, massive tägliche Arbeitspensum in der Kita leisten und zeitgleich ihr „Homeschoolingkind“ versorgen und unterstützen.
Unsere Kinder gehen bis zu den Sommerferien nur noch sehr wenig in die Schule. Meine Tochter geht beispielsweise ab dem 15.06.2020 noch acht mal zur Schule. Das kann man nicht Öffnung der Schulen nennen! Andere Pädagogoen haben nicht „nur“ ein Kind, die müssen mehrere Kinder zu Hause versorgen und zeitgleich in der Kita die Kinder der „belasteten“ Familien auffangen. Wo ist da die Gerechtigkeit?
Wir sind auch belastet, sehr sogar. Doch da wir nicht in kritischen, sozialen Familienstrukturen leben, müssen unsere eigenen Kinder das an den meisten Tagen alleine schaffen. Salopp gesagt: „Finde den Fehler!“
Ich hoffe inständig, sie evaluieren die Pläne für die vorgesehenen Öffnungen noch einmal! Dies insbesondere vor dem Hintergrund der sich immer mehr verdichtenden Zahlen, Daten und Fakten zu der deutlich überschätzten Gefahr durch das neue Coronavirus!
Ich mach mir so große Sorgen!
Hochachtungsvoll
Andrea Rosengarten (Fachkraft für Kleinstkindpädagogik, Erzieherin, Mutter)
Bad Rothenfelde 10.06.2020
Führung & Zusammenarbeit
mit den Experten der business elf® – Managementberatung
Effektive Führung & zielgerichtete Zusammenarbeit sind wichtige Faktoren für nachhaltigen unternehmerischen Erfolg. Wichtig zu erkennen ist dabei, dass das eine ohne das ander nicht funktioniert, zumindest nicht optimal! Deshalb ist unsere Passion bei der business elf® – Managementberatung, die Themen Leadership & Teamwork mit unseren Kunden zu einer wirksamen Synthese zu führen. Dabei schreiben wir STÄRKENORIENTIERUNG im Sinne von Diversity Management groß!
Bei Interesse an unseren Leistungen, stehen wir Dir zur Verfügung. Du erreichst uns unter 05401 / 8969981 oder anpfiff@business-elf.de. Wir freuen uns auf Deine Kontaktaufnahme, um gemeinsamn den Erfolg der Zukunft zu gestalten. Weitere Informationen zur business elf® – Managementberatung und unseren thematisch-fachlichen Schwerpunkten findest Du hier:
- Führung muss das große Ganze im Blick haben!
- Teamwork & Erfolge
- Diversity & Management: Stärken nutzen und Schwächen kompensieren!
- Executive Coaching – nachhaltig wirksam sein!
- Team Coaching – Von Profis für Profis
- Impulsvorträge mit unseren Rednern
- Werteorientierte Führung – Mit Haltung und Verhalten entscheiden
- Unsere Keynote Speaker erleben
- 360° Feedback für Führungskräfte mit TOP/EOS-Diagnostik 360°